VORTRAG // Bilderfahrung als Negation 04.04.2018

Vortrag im Rahmen des Tagung „Bild und Negativität“, Institut für Theater- und Medienwissenschaft und Interdisziplinäres Medienwissenschaftliches Zentrum der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg. 4.-6. April. 2018.

Bilderfahrung als Negation.
Bilderfahrung betrifft zwei Perspektiven: Sie meint erstens genuin das Erfahren von Bildlichkeit, das mir etwas als bildlich widerfährt. Zweitens betrifft Bilderfahrung heterogene Dimensionen eines Erfahrens von Bildern wie etwa Imagination, Affekt, Intuition, Empathie, oder Irritation, die sich symptomatisch in der Beziehung zwischen Bild und Betrachter entfalten und kondensieren. Beide Perspektiven können als dialogische und performative Geschehnisse begriffen werden. Die Frage „Wie Bilder negieren?“ sehe ich in einem nahezu symbiotischen Verhältnis zu Überlegungen eines Erfahrens von Bildlichkeit. Denn ein Ereignen und Situieren des Bildlichen bewegt sich zwischen ikonischer Kontemplation und einem ephemeren, fast vexierenden Anschein. Versteht man Kontemplation als ein interventionales (Aus-)richten des Blicks, dann deutet dies auch auf Interventionen des Bildlichen hin, die ein Bildliches im ikonischen Blick (Mersch 2007) ermöglichen. Dieses als Werden von Bildlichkeit zu beschreibende Geschehen ist nur dann logisch begründbar, wenn das Werden eine Differenz eröffnet, die das Bildliche erst als Sichtbares hervorbringt. Dieses Andere, durch das sich das Bildliche erst konstituiert, verortet Rancière in seiner Formung eines Nicht-Bildes in Gestalt des Visuellen (Rancière 2005).  Bildlichkeit als eine Art ‚Dazukommen‘ im Blick oder eine Transformation zu verstehen, bedarf einer Negation, die aus einer Seh- eine Bilderfahrung entstehen lässt.


Mersch, Dieter: Blick und Entzug. Zur Logik ikonischer Strukturen. In: Boehm, Gottfried/ Brandstetter, Gabriele/ von Müller, A. (Hg.): Bild – Figur – Zahl. München. Wilhelm Fink Verlag. 2007. S. 55-69.

Rancière, Jacques: Politik der Bilder. Diaphanes. Berlin. 2005.